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"Die Schauspieler agierten mit Charisma, mit viel Herzblut und mit großem Können."

(Lauterbacher Anzeiger 29.09.05)

 

Pressestimme zu "Gretchen 89FF" – Ein Theaterkabarett

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"Mit Herzblut und großem Können"

Theater "TheodoBo" begeisterte mit "Gretchen 89FF." im "Wilden Mann"

(Lauterbacher Anzeiger vom 29.09.2005)

BERMUTHSHAIN (mp). Wirklich - man hätte sagen können: So einen Typ kenne ich auch! Menschliche Charaktere (über)zeichneten die drei Schauspieler von "TheodoBo" in allen Schattierungen. Zu ihrem Stück "Gretchen 89FF" hatten sich zahlreiche Gäste im "Wilden Mann" in Bermuthshain eingefunden. Flackernde Kerzen in mehrarmigen Lüstern verbreiteten eine äußerst romantische Atmosphäre in der originellen Umgebung. Hier fühlten sich Publikum und Darsteller gleichermaßen wohl. Die Schauspieler agierten mit Charisma, mit viel Herzblut und mit großem Können.

Problemlos schlüpften sie in völlig verschiedene, ausgesprochen schrille Rollen. Die Zuschauer genossen es, bedankten sich mit häufigem Szenenapplaus, am Schluss stand rhythmischer Beifall. Mittelpunkt war eine Szene aus Goethes "Faust". Sie wurde in vielen Facetten dargestellt, immer wieder unter der Prämisse, dass sich eine Schauspielerin bei jeweils anderen Theater-Regisseuren um die Rolle des Gretchens bewirbt: "Es ist so schwül und dumpfig hier, eben war es doch so warmig drauß ... Mir läuft ein Schauer übern Leib, bin doch ein leicht furchtsam Weib."

Nicht nur an den verschiedenen Regisseuren wurden die schillernden Seiten menschlichen Seins verdeutlicht: Wischi-Waschi-Typen oder der Zerstreute, der Milde wie der Cholerische mit unverschämten Ausbrüchen oder der, der in andere Sphären abgehoben ist. Ebenfalls waren zu sehen der Anarcho-Typ oder der ewig querulante Kulturbanause, der sich erhaben fühlt über große Dichter und der sogar Textpassagen streichen will aus berühmten Werken. Machos, wie man sie auch andernorts im Leben trifft - wenn sie die Macht haben, ist man ihnen in bestimmten Momenten ausgeliefert - in diesem Falle, wenn man sich für eine Rolle auf der Bühne bewirbt.

Ebenfalls wurden die sich bewerbenden Schauspielerinnen in wechselnden Charakteren gezeigt - von der schüchternen Schauspielschulabsolventin bis hin zur Diva. Letztere, vor Exzentrik sprühend, traf auf einen jungen, unerfahrenen Regisseur mit der Baseball-Cap. In innere Abgründe wurde er gestürzt durch die Arroganz der Madame, die ihn gleich mit dem ersten Satz ihrer Begrüßung aus den Angeln hob: "Herrgott, in diesem Kaff gibt es ja noch nicht einmal ein Taxi. Wenn man Regisseur an einem Provinztheater ist." In bestechender Manier wurden dem Publikum die menschlichen Züge eines Hospitanten vorgeführt, eines faden Dramaturgen "ohne Stallgeruch".

Bereits zum drittenmal begeisterte "TheodoBo" im "Wilden Mann" mit einer Aufführung. Alle drei Darsteller sind aus bürgerlichen Berufen zur Schauspielerei gekommen: Sylvia Oster als Bürokauffrau, Markus Karger aus der Biologie, Gerd Ungermann arbeitet als Heilpraktiker: "Ein zweiter Beruf in einer anderen Richtung gibt einem nicht zuletzt gute Bodenhaftung!" Sie alle verinnerlichten an diesem Abend die verschiedensten Gestalten durch ihre ausdrucksstarke Kraft in Mimik, Gestik und Sprache. Ein Satz aus einer ihrer Szenen bürgt in diesem Falle für Qualität: "Jedes Theater hat seine Haudegen!"