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"In einer furiosen Kür erringt Frau Kraft (...) die Gunst des Publikums"

(Kreis-Anzeiger 19.02.08)

 

Pressestimme zu "Grazie, Wahnwitz, Eruptionen"
– Eine Landfrau will´s wissen

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Denn ich hab Fieber am früje Morje

Ensemble TheodoBo feiert mit "Grazie, Wahnwitz, Eruptionen - eine Landfrau will´s wissen" im TaKuZAK Premiere

von OLIVER POTENGOWSKI (Kreis-Anzeiger vom 19.02.2008)

ALTENSTADT. Ein großer Erfolg war die Premiere des neuen Stücks des Theaters ohne doppelten Boden (ThedoBo) im Tanz- und Kulturzentrum Altes Kino (TaKuZAK) in Altenstadt. Unter dem Motto "Grazie, Wahnwitz, Eruptionen - eine Landfrau will´s wissen" erzählte das in der Region bekannte Trio die Geschichte der Landfrau Ursula Kraft (Markus Karger), die sich aus ihrem Alltag befreit und Miss Vulkania zu Gedern werden möchte.

Dabei gerät sie in die Fänge einer skrupellosen Modelschule. Nur aufgrund einer Wette ihrer korrupten Trainer Sylvia Oster und Gerd Ungermann bekommt sie die Gelegenheit, in allen Prüfungen vorhersehbar kläglich zu scheitern. Doch in einer furiosen Kür erringt Frau Kraft, nach eigenem Bekunden "die Ikone der Durchschnittlichkeit", schließlich doch die Gunst des Publikums.

Dabei ist es ein geschickter Schachzug, das Publikum intensiv in die Handlung mit einzubeziehen. Als weitere scheinbare Teilnehmer des Modelkurses ist es Teil der Handlung. Dabei profitierte das Ensemble TheodoBo bei der Premiere von der intensiven Kenntnis der Gäste, so dass auf deren Mitwirkung Verlass war. Den Höhepunkt bildete Rotraud Morell aus Büdingen, die den beiden Trainern im Prüfungsteil Heimat und Dialekt durchaus gewachsen war. Als ihre Antwort für den Weningser Ausdruck für "rasieren" den Trainern doch zu hochdeutsch geriet, verteidigte sie sich mit dem fundierten Wissen einer morgendlichen Studienreise in das Stammesgebiet. "In China sagen se `balbieren` weil se des `R` nit könne", tadelte sie die von Trainer Geraldo geforderte Lösung.

Die Idee zu dem Programm, die dem Trio im vergangenen Jahr nach einem Auftritt in Wenings auch mit Blick auf die vielen regionalen Misswahlen - von der Apfelblütenkönigin bis eben zur Miss Vulkania - kam, ist durchaus tragfähig und in sich schlüssig. Dabei gelingen dem Ensemble zahlreiche witzige Ideen, ohne dass merklich auf bekannte Kalauer zurückgegriffen wird. Da ist es geradezu ungerecht, dass einige der guten eigenen Einfälle vom Publikum nicht bemerkt werden, hingegen bei dem ältesten Gag, dass Männer besser sehen als denken könnten, das lauteste Gelächter des Abends losbricht.

Allerdings hätte die Darstellung des "harten Showbiz" durchaus brutaler geraten können. Osters Häme gipfelt im Spott über Kargers Kleid, und Gundermann ätzt, der Gang einer Teilnehmerin sehe "eher aus wie ein Wildwechsel an einem Wasserloch in der afrikanischen Savanne." Was unter normalen Umständen beleidigend wäre, zählt im parodierten Umfeld noch zu den sanften Tönen. Da übertreffen Bohlen und Co. die Satire doch mühelos. Höhepunkt und tragende Säule ist jedoch zweifelsohne Markus Karger. Seine Darstellung der einfältigen Frau Kraft aus Stockheim überzeugt auf ganzer Linie.

Nur dass eine gestandene Putz- und Hausfrau nicht in der Lage sein soll, aus einem Pareo einen Turban zu binden, wirkt etwas überzogen. Dafür entschädigen aber die zahlreichen von Karger dargebotenen Lieder nach den Arrangements von Eike Lind. Bei Schlagern wie Gittes "Ich will ´nen Cowboy als Mann", dem teilweise rückwärts gesungenen "Tanze Samba mit mir" oder schließlich seiner Interpretation von "You give me fever" als "Denn ich hab Fieber am früje Morje, den ganze Tag" läuft Karger zur Hochform auf.

Bemerkenswert ist auch Tatsache, aus welchem Umkreis TheodoBo das Publikum in das TaKuZAK nach Altenstadt holte. So waren einige Gäste mehr als 30 Kilometer gefahren, um die Premiere zu erleben. So war zum Schluss des Abends auch ein wenig Wehmut dabei, als Karger verkündete, dass dies die letzte Premiere und wahrscheinlich auch die letzte Vorstellung des Ensembles in diesem Haus gewesen sei, in dem sie 2001 ihre erste Premiere feierten. Gerhard Schaubach, Betreiber des ehemaligen Lichtspielhauses, wird Ende Oktober in ein anderes Lokal umziehen, in dem er sich eine bessere Ausstattung und damit mehr Möglichkeiten verspricht. Wer sich für die neue Produktion von TheodoBo interessiert, muss sich bis Mai gedulden. Karten sind erst wieder für die Vorstellungen am 9. Mai im Büdinger Oberhof und am 16. Mai in der Fabrik in Jossgrund-Oberndorf zu bekommen. Die acht Vorstellungen bis dahin in der Burg Moritzstein in Wenings sind bereits ausverkauft. www.theodobo.de