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"Theater ohne doppelten Boden definiert Erlebnis-Stadtführung neu"

(Kreis-Anzeiger 28.07.06)

 

Pressestimme zu "Karl-Heinz & Gisela" – Touristisches Fiasko mit Happy-End

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Das Licht am Ende des Tunnels entdeckt

Theater ohne doppelten Boden definiert Erlebnis-Stadtführung neu: Mit Gisela und Karl-Heinz unterwegs in Büdingen

von Sandra Schenk (Kreis-Anzeiger vom 28.07.06)

BÜDINGEN. Eigentlich sollte in Kürze eine Führung durch Büdingens Altstadt beginnen, als die wartende Gruppe am Marktbrunnen Gesellschaft eines etwas schrill daherkommenden Ehepaares bekam. Im auffälligen Partnerlook kamen sie herbei gehetzt. Da der zugesagte Gästeführer nicht auftauchte, entschloss sich Gisela, sehr zum Leidwesen ihres Göttergatten Karl-Heinz, mit Hilfe eines zuvor erworbenen Reiseführers und mit reichlich rheinischem Temperament die wartende Gruppe durch Büdingens Altstadt zu führen. Ein etwas anderer Stadtrundgang nahm langsam seinen Lauf.

Karl-Heinz nässte seinen Hut im Brunnen und kühlte mit der getränkten Kopfbedeckung sein holdes Haupt. Der Partnerlook, erklärte er in herrlichem Dialekt, erinnere ihn an den Palmengarten mit dem großen und kleinen Haus. Momente später setzte sich die Gruppe amüsiert in Bewegung. Man folgte der immerzu plappernden Frau und ihrem Kulturmuffel der besonderen Art, der eine Kneipe nach der anderen erwähnt, nur um endlich ein kühles Bier zu bekommen.

Gemeinsam ging es mit der Erklärung durch die Neustadt, dass diese deshalb so heiße, weil die Altstadt zuerst (1353) entstanden war und die Neustadt um 1390 angeschlossen worden sei, da rief Karl-Heinz seiner besseren Hälfte die Lust nach einem perfekten Kölsch zu. Dann die scheinbare Erlösung: "Ich habe das Licht am Ende des Tunnels entdeckt", freute er sich und deutete dabei auf das "Café Hell". Für ihn gebe in dieser Straße gleich drei Sehenswürdigkeiten auf einem Fleck, da hier eine Lokalität an die andere grenze. Während Gisela nun das Untertor suchte, wollte Karl-Heinz viel lieber in das "Altstadt Puuub", wie er es herrlich rheinländisch aussprach. Es schien fast so, als ob einige Herren der Gruppe ebenfalls seiner Meinung waren, wenngleich alle begeistert auf die nächste Überraschung der etwas anderen Stadtführung warteten.

Als das Untertor gefunden wurde, schlug der Kulturmuffel seiner Gattin vor, dass Tor doch besser vom Biergarten auf der Rosenhöhe aus zu betrachten, da sie sich sonst doch auch so für Blumen interessiere. Gisela ignorierte ihm, schwärmte stattdessen für das mächtige Stadttor, in dem sich das Sandrosenmuseum befindet, ließ ihren Mann Fotos schießen, zitierte fleißig aus ihrem Reiseführer und blickte sich dann und wann nach hinten um, damit der Liebste auch ja nicht verloren ging. Die Dame stellte kurz das Große Bollwerk, den Lohsteg, die Westfront mit dem Roten und Grünen Turm, sowie die Mühltorbrücke vor.

Weiter ging es durch die Schlossgasse, an der sich die ehemalige Lutherische Kirche, das Burgmannenhaus, das Pfarr- und Rektoratshaus und der Luckische Hof befinden. Als Gisela fragte, ob auch alle die wilden Männer gesehen haben, dachten nicht wenige aus der Gruppe, dass zwei Fahrradfahrer gemeint seien, die in diesem Moment die Schlossgasse passierten. Gemeint war freilich die Fachwerkbauart, die ihren Namen von der Fachwerk-Figur hat, die zwar Arme und Beine, jedoch aber keinen Kopf besitzt.

Der Rundgang führte am Alt´schen Haus, der einstigen Wohnung der Burg- und Stadtchirurgen, dem Schloss des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen, dem Küchenmeisterhaus und der Marienkirche vorbei. Der kurzweilige Marsche endete wieder auf dem Marktplatz. Und während das Café Bollwerk den erschöpften Karl-Heinz mit einem Bier versorgte, klärte seine Partner die Gäste unter großem Beifall auf, dass sie weder verheiratet seien, noch aus dem Rheinland stammen und eigentlich Markus Karger und Silvia Oster heißen würden und als "Theater ohne doppelten Boden" (Theodobo) im Auftrag der Stadt tätig sei. Die Idee dieser neuen Art einer Stadtführung stammt von Markus Karger. Mit dem Hintergrund, die Büdinger Gastronomie verstärkt in solchen Führungen einbinden zu wollen. Es handelte sich um ein Gegengewicht zur mittelalterlichen Stadtführung.