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"Ich lache gern und viel, aber so viel wie heute habe ich schon lang nicht mehr gelacht"

(Kreis Anzeiger 05.04.07)

 

Pressestimme zu "Frauenklischees & Weibsbilder"

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"So viel wie heute habe ich schon lang nicht mehr gelacht"

Kleinkunstabend: Erfolgreiche Premiere in der Burg Moritzstein - Organisatoren strahlten

von Elfriede Maresch (Kreis-Anzeiger vom 05.04.2007)

WENINGS. Elke Appel hatte Grund zum Strahlen: Zum fünften Mal war der große Saal der Burg Moritzstein voll besetzt. Markus Kager und Sylvia Oster vom "Theater ohne doppelten Boden" hatten mit ihrer Performance "Weibsbilder und Frauenklischees" die Massen angelockt.

Und man muss Elke Appel recht geben: Die als Stadtführerin in Büdingen Tätige hatte die Frauen-Revue im Oberhof erlebt und ebenso spontan wie begeistert gedacht: "Das müsste doch bei uns daheim auch gehen!" Daheim bedeutet Wenings und die Burg Moritzstein, als Witwensitz unter Einbeziehung des Reyprechtschen Burgmannenhauses von 1522 für die Ysenburger Gräfinnen um 1700 erbaut, vielleicht kunstgeschichtlich nicht ganz so wertvoll wie die schöne Renaissance-Anlage des Oberhofs, aber auf schlichte, rustikale Art ebenfalls von dichter Atmosphäre.

Elke Appel und ihre Schwester Silke Reck taten alles dazu, um den Reiz des alten Hauses zu unterstreichen, das neben der Zweckbestimmung als Stadtarchiv nur wenig genutzt wird. Kerzen in alten Glaslaternen brannten schon im Eingangsbereich, warfen ihr Flackerlicht auf die steile Wendeltreppe und die meterdicken Mauern und kleinen Fensternischen des Treppenturmes. Im Vorraum war ein Büffet mit Getränken und leckeren kleinen Snacks aufgebaut, die ganze Großfamilie der beiden Initiatorinnen in die Bewirtung einbezogen.

Im Freundes- und Bekanntenkreis, in den Landfrauenvereinen der Region, bei Theater- und Comedyfreunden hatten Elke Appel und Silke Reck für die Veranstaltung geworben und ihr Ziel mehr als erreicht. Die Nachfrage nach Karten war so groß, dass die ursprünglich geplanten zwei Abende auf fünf verlängert werden mussten.

Kerzen waren die richtige Beleuchtung für den großzügigen Raum mit seinen Wappen, seinen schweren Deckenbalken, den Sandsteinfensterrahmen und dem dunklen Dielenboden. An langen Tischen saßen die Gäste zusammen, so, wie schon die Burgmannen getafelt haben mögen. An einer Längswand war eine Bühne aufgebaut - und da kam sie gleich schwungvoll: Tilly, die EU-Schönheitsbeauftragte für unattraktive Regionen, in Kittelschürze und mit Putzbürste (Sylvia Oster). Oster zeigt sich in dieser Revue als Frau mit vielen Gesichtern. Sie ist zunächst die Schlampe des Tages in Hausmantel, mit Lockenwicklern und auf der Suche nach dem "Adonis 3000", frei nach dem Motto "Ein lecker Mann von Neckermann". Immerhin verspricht sie potenziellen Kandidaten "artgerechte Haltung", im Klartext ein Bierchen und den freien Blick auf den Fernseher, eventuell noch einen PC - bei Wohlverhalten wahrscheinlich.

Und schon ist ihre Gegenspielerin auf dem Plan: Frau Kraft aus Stockheim (Markus Kager), in Katalog-Fashion aufgemotzt und eine pfiffige Mischung aus gestandenem Weibsbild und verschämtem Lieschen. Und auch ihre philosophischen Erkenntnisse sind bedenkenswert: "´S dät uns nix fehle, wann die Mannsleut was dauge däte!" Aber schon hat ihre Gegenspielerin wieder die Bühne erobert. Ohne Zweifel ist sie radikal, die "Gebärverweigerin", geißelt die Kombi-benutzenden Ehemänner auf Firmenparkplätzen, während Frau, Kinder, Hund und Getränkekisten sich in enge Zweitwagen quetschen müssen. Da gibts für die Rebellin nur eins: "Abtreibung bis zum 21. Geburtstag des Kindes auf Krankenschein!" Die einzig denkbare andere Alternative wäre das Prepaid-Kind...

Und schon wieder kommt Frau Kraft auf dem harten Weg der Selbstverwirklichung, mit der tief schürfenden Frage "Was mechd a Fraa zur Fraa?" und dem "Stramme Mädchen"-Medley. Sylvia Oster wechselt die Rollen, die Gesichter: als Ökobewegte, als höhere Tochter von 1955, als verführerische Geliebte... Und was meinte das Publikum zu dieser Show des Ewig-Weiblichen? "Ich lache gern und viel, aber so viel wie heute habe ich schon lang nicht mehr gelacht", schrieb Katrin aus Echzell ins Gästebuch. So ging es dem Publikum an allen fünf Abenden.