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"Das Stück zeigt deutlich, dass Theater nicht nur den Zuschauern, sondern auch den Darstellern Spaß machen kann."

(Frankfurter Rundschau 25.09.01)

 

Pressestimme zu "Die Kanincheninsel"

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Flucht von der Kanincheninsel

Gelungener Einstand des "Theodobo" im TaKuZaK

von Anke Springer (Frankfurter Rundschau vom 25.09.01)

ALTENSTADT. In der Obergasse setzen die Kinder zur Kanincheninsel über. Der Fährmann im Tanz- und Kulturzentrum altes Kino (TaKuZaK) kassiert von jedem zehn Mark, als das "Theater ohne doppelten Boden" (Theodobo) in dem Saal am vergangenen Samstag zum ersten Mal das Steuer übernimmt. Eine Flut von Kindern strömt herein. In den ersten Reihen enden die Stuhllehnen deshalb in Kniehöhe. Alle Mann an Bord?

Das Publikum trocknet die schnell vergessenen Tränen und lutscht Lolli, als das Licht ausgeht. Sylvia Oster hat bei dem Kindertheaterstück von Heiner Kondschak Regie geführt. Andreas Hesse erzählt die Geschichte der "Kanincheninsel". Dort leben Felix und Helmut. Zwei Artgenossen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Gerd Ungermann spielt den abenteuerlustigen Felix, der seinen trägen Kollegen nur kennen lernt, weil er eines Tages in eine Möhrenfalle tappt. Ab in die Fabrik: Die einzige Bucht der Kanincheninsel hat Gitterstäbe Das Zuhause von Helmut (Markus Karger) ist ein Stall Freie Kost und Logis - das Leben in der Kaninchenfabrik ist für ihn wie Urlaub.

Helmut trägt Plüschhosengröße XXL und trennt sich nur ungern von seinen Futterwürfeln, als Felix einen Weg nach draußen gefunden hat. Viel zu gefährlich! Die Straße, der Fuchs und eine aufgebrachte Schwanenmutter flößen ihm Angst ein. Und Glockenblumen schmecken ihm auch nicht. Ob das gut gehen kann?

Und ob. Denn Theodobo ist mit seinem ersten Stück ein guter Griff gelungen. Die Geschichte von Helmut und Felix bringt nicht nur Kinder zum Lachen. Mit einfachen Mitteln gelingt es dem Ensemble, eine atmosphärisch dichte Handlung auf die Bühne zu bringen. Andreas Hesse legt einen blauen Samtschal auf den Boden und Helmut platscht wenig später mitten ins Bachbett. Zum Heulen dieser unsinnige Ausflug in die Felder! Helmut zieht aus der Brusttasche seiner goldbraunen Plüschlatzhose ein großes Taschentuch. Er will wieder nach Hause - zurück in die Kaninchenbucht, wo Tag und Nacht nur gedämpftes Kunstlicht scheint.

Markus Karger belebt die Rolle vom bequemen Stallkaninchen nicht bloß ob seiner Körperfülle, sondern bringt sein Publikum durch geschickt eingesetzte Gestik und Mimik zum Lachen. Damit stellt er Gerd Ungermann - nervös mit den Nasenflügeln zuckend - noch in den Schatten, der seine Rolle als Felix ebenfalls gut macht. Die erste Inszenierung des Theodobo trägt bereits eine eigene Handschrift. Das Stück zeigt deutlich, dass Theater nicht nur den Zuschauern, sondern auch den Darstellern Spaß machen kann. "Jedem Beginn wohnt ein Zauber inne", sagt Markus Karger nach der Vorstellung. Und das sogar ohne doppelten Boden.

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Dokument erstellt am 24.09.2001 um 23:59:10 Uhr Erscheinungsdatum 25.09.2001