Home | Produktionen | Workshops | "on demand" | Termine | über uns | Kontakt |
"Ein Drama, das sich wiederholen könnte" (Gederner Gasse Gusch vom 16.10.03) Achzig Minuten halten drei Charakterschauspieler einen Saal voller Leute in Schach mit Monologen und Dialogen, von denen Hauptdarsteller Markus Karger behauptete: "Karger geht´s nicht." Schon im zweiten Akt, in dem Galileo einsam mit einem Teleskop auf der Bühne sitzt und sich tiefe Gedanken über Gott und die Welt macht, wird das gespaltene Verhältnis zwischen Menschen und Wissenschaftler, tiefgläubigem Katholiken und hochintelligentem Philosophen einfühlsam herausgearbeitet. Sein lautes Nachdenken über
das Kopernikus´sche Weltbild stört die Gattin (Regisseurin
Sylvia Oster) in der Nachtruhe und der einsame Mathematiker und Astronom,
brilliant verkörpert von Markus Karger, zieht die Einsamkeit der
familiären Zweisamkeit vor. Andreas Hesse als Kardinal
Robert Bellarmin spielt die Rolle des Inquisitors, der als geistlicher
Widerstreiter des gestrigen Aufklärungswillens auf kirchlichen Dogmen
beharrt und damit die Statik verkörpert. Karger spielt die Bewegung,
die Energie, die aber gleichzeitig den statischen Kräften und der
Dynamik, verkörpert durch Papst Ungermann, unterworfen ist. Das Zusammenspiel, das sich
in physikalischem Mit- und Gegeneinander, aber auch in psychischem Aufeinanderprallen
widerspiegelt, macht das eigentliche Drama des Stückes aus. Schon in der Choreographie
läßt Regisseurin Oster die Wechselbeziehung und die Abhängigkeiten
auf einfache Weise darstellen, wenn Galileo stillstehend die Anklagen
über sich ergehen läßt, während der schwarzgekleidete
Inquisitor ihn stetig umkreist und der weißgewandete Papst die planetaren
Bewegungsabläufe als symbolische Sonne verfolgt. Physikalische Psyche liefert
dem Zuhörer eine Parabel zur physischen Psychologie der Optik und
vertieft die tragische Verquickung von Reformation und Deformation. Mit dem Stück "Galileo,
ein physikalisches Drama" ist es der vierköpfigen Gruppe TheodoBo
gelungen, ein vielschichtiges Werk darzubieten, das "Theater ohne
doppelten Boden", aber mit fundamentaler Doppelsinnigkeit darbietet. "Wenn wir die Möglichkeit hätten, am Rad der Zeit zu drehen, wenn wir alle die Chance hätten, alles noch einmal zu durchleben, uns noch einmal ganz aufs Neue zu entscheiden - wir Gederner Zuschauer würden uns auf´s Neue begeistern lassen von der Exzellenz des Stückes." |