Home Produktionen Workshops "on demand" Termine über uns Kontakt
 

"Markus Karger spielte leidenschaftlich die Rolle Galileo Galileis"

(Kreis-Anzeiger 24.06.03)

 

Pressestimme zu "Galileo - Ist alles nur Physik?"

weitere Pressestimmen

zurück zur Stückbeschreibung

"Es ist nicht an mir, die Welt zu verändern..."

Premiere des neuen TheodoBo-Stückes "Galileo - Ist alles nur Physik?" im Tanz- und Kulturzentrum Altes Kino - Auch Historisches über Galileo Galilei

von BJÖRN LEO (Kreis-Anzeiger vom 24.06.2003)

ALTENSTADT. Das quantitative Experiment machte ihn zum Begründer der modernen Naturwissenschaft. Nach der Erfindung des Fernrohres im Jahre 1609 studierte der Mathematiker, Astronom und Physiker fasziniert die Planeten hoch oben in den unendlichen Weiten des Universums. Nicht zuletzt vom unbändigen Willen getrieben, der ganzen Welt die Richtigkeit der kopernikanischen Lehre zu beweisen und die katholische Kirche zur Neuinterpretation der Heiligen Schrift zu bewegen.

Die Erde war nicht länger mehr Mittelpunkt der Welt und sollte von der Sonne abgelöst werden. In Bertolt Brechts "Leben des Galilei" spricht der Titelheld beim Blick in die scheinbar fremde Ferne: "Was du siehst, dass es keinen Unterschied zwischen Himmel und Erde gibt. Heute ist der 10. Januar 1610. Die Menschheit trägt in Ihr Journal ein: Himmel abgeschafft."

Das Leben und Wirken des italienischen Denkers Galileo Galilei war nicht selten Gegenstand der Literatur des vergangenen Jahrhunderts. Brechts Drama "Leben des Galilei" oder Max Brods "Galilei in Gefangenschaft" sind zwei Werke, die so manchem Zuschauer im Altenstädter Tanz- und Kulturzentrum Altes Kino (TaKuZAK) am vergangenen Wochenende in den Sinn gekommen sein könnten. Auf der Bühne der ehemaligen Apollo-Lichtspiele feierte nämlich das Büdinger Theater "TheodoBo" (Theater ohne doppelten Boden) die Premiere seines neuen Dramas "Galileo - Ist alles nur Physik?" vor ausverkauftem Haus. Nach den erfolgreichen Aufführungen des Kindertheaterstückes "Kanincheninsel" etabliert sich das Ensemble "TheodoBo" mit dem von Markus Karger geschriebenen Stück, bei dem die Glaubergerin Sylvia Oster erneut Regie führte, endgültig in der heimischen Kleinkunstszene. Hier müssen fachkundige Kritiker lange nach passionierten Laienschauspielern suchen, die sowohl mit humorvoller Unterhaltung, als auch mit Stand-Up-Comedy und mit anspruchsvoller Dramaturgie, basierend auf historischen Ereignissen, zu überzeugen wissen.

Markus Karger spielte leidenschaftlich die Rolle Galileo Galileis, der sieben Jahre vor Johannes Kepler anno 1564 das Licht der Welt erblickte. Eine Rolle, die genau den Tatendrang, das impulsive Gemüt, das verbale Talent und so manches Mal auch das Verbitterte eines nach der Wahrheit trachtenden Wissenschaftlers braucht, um Akteure auf der Bühne und gespannte Zuschauer gleichsam mit Worten fesseln zu können, wie es Karger immer wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt. "Ertappt, wer von euch hat sich bewegt? Ha, in Kisten sperren sollte ich euch. Zwar halte ich euren Platz und ihr bewegt euch doch frei", sprach Karger als Galileo beim Blick mit dem Fernrohr in den Himmel. " Ich weiß alles und weiß nichts und wenn ich was weiß, muss ich es doch verschweigen", klagte er.

Kardinal Robert Bellarmin, dargestellt von Andreas Hesse, prangerte ihn an: "Philosophisch absurd und im strikten Sinne sogar ketzerisch sind Eure Thesen. Wir sind die Krone der Schöpfung, werden aber nur beiseite stehen? Wie sollen wir das den Menschen klar machen?" Gerd Ungermann als Kardinal Carlo Maffeo Barberini, der 1623 als Urban VIII. den Papstthron bestieg, komplettiert das Trio auf der Bühne. Zunächst ist der Kardinal Galileos Freund und wird später von ihm für den Papst gehalten, der als Fürsprecher seiner wissenschaftlichen Beobachtungen eintreten soll. Doch der Papst Urban VIII. sieht sich auch aufgrund des Drucks der katholischen Kirche gezwungen, Galileo dazu zu bringen, seine Thesen als Irrlehre abzuschwören. "Es ist nicht an mir, die Welt zu verändern. Die Erde hat noch immer den von Gott bestimmten Platz", bekannte Galilei schließlich und schwor somit als treuer Katholik seinem "Irrtum" ab. Übrigens nicht, wie es Legenden fälschlicherweise erzählen, mit dem altbekannten Ausspruch "Und sie bewegt sich doch".